Nein, ich bin nicht dem Vampire-Hype verfallen; ja, ich bin in “Transsilvanien” geboren, dort wo das historische Vorbild Draculas sein Unwesen trieb. Und ich habe ihn gesehen, fast täglich, schon morgens um halb acht, im Flur der Grundschule, direkt neben meinem damaligen Klassenzimmer. Dort hing nämlich das Konterfei des düsteren Fürsten Vlad III, Draculea, auch Vlad Tepes genannt. Von Bram Stoker, Vampirfilmen oder gar „Dracula“ war zu dieser Zeit allerdings noch keine Rede….
Im Geschichtsunterricht lernten wir, dass der Woiwode Vlad (1431-1477) zwar grausam aber gerecht gewesen sein soll. Er bekämpfte angeblich vor allem die Korruption (!) und sein Verhaltenskodex sah drastische Strafen (Folter, Hinrichtung durch Pfählung, …) für allerlei “Verfehlungen” vor , z. B. auch für unsittliches Verhalten von Frauen … . Selbst seine eigenen Ehefrauen und Mätressen wurden nicht verschont. Der Fürst hat sich seinen Beinamen „Tepes“ [ˈtsepeʃ] ( „der Pfähler“) wohl verdient: Historischen Überlieferungen zufolge ließ er im Jahre 1459 in Kronstadt (meinem Geburtsort) mehrere hundert Bürger (vor allem wohlhabende Kaufleute) wegen subversiven Verhaltens auf diese grausame Weise töten.
Trotzdem glaube ich nicht, dass Vlad als Morgen-Trunk Blut bevorzugte. Das ist eher ein werbewirksamer Mythos, dem heute hunderte, vorwiegend amerikanische oder japanische Reisegruppen folgen. Vielleicht trank er “türkischen Kaffee”, den die Türken bei ihrem Einfall in die Walachei “einführten”. Auch verbrachte der junge Vlad einige Monate in türkischer Gefangenschaft. Ob es allerdings Kaffee für ihn gab, wage ich zu bezweifeln. Wahrscheinlicher ist, dass er dort das Foltern “gelernt” hat. Eine beliebte “Fangfrage” der rumänischen Geschichtslehrer war folgende: “Was war das Leibgericht des Fürsten Vlad Tepes?” Als Antwort der Schüler kam prompt: “Mămăliga” (Maisbrei), das rumänische Nationalgericht, mit deftigen Beilagen wie geräuchertem Speck oder fettem Schafskäse. Aber weit gefehlt, der Mais hielt erst später Einzug in die Walachei…. Wenn überhaupt, wird er Hirsebrei gegessen haben. Trotz intensiver Recherche blieb meine Frage nach den kulinarischen Vorlieben von Vlad Tepes unbeantwortet. Ich hätte ihm einen “Teufelskuchen” kredenzt; “Dracul” bedeutet übrigens im Rumänischen “der Teufel”, und dieser Kuchen könnte auch einen Teufel besänftigen….
Zutaten: 200 g weiche Butter 200 g Zucker, 4 Eier (M), getrennt, 150 g Mehl (405), 100 g frisch gemahlene Walnüsse oder Mandeln, 100 g Schokostreusel oder besser Bitterschokolade, fein gehackt, 1/2 Päckchen Weinstein-Backpulver, 2 TL Kakao, Vanillemark oder 1 Päckchen Bourbon-Vanille-Zucker, 1/8 l trockenen Rotwein (ich habe eine Rotwein-Reduktion verwendet, d. h. 1/4 l Rotwein auf die Hälfte eingekocht, um das Aroma und die Farbe zu intensivieren). Die Zutaten ergeben einen Kuchen mit einem Durchmesser von 26 cm.
Zubereitung: Alle Zutaten, vor allem die Eier, sollten Zimmertemperatur haben (wenn ich mal vergesse, die Eier aus dem Kühlschrank zu nehmen, lege ich sie einige Minuten in warmes Wasser). Zuerst wird die weiche Butter mit dem Zucker cremig gerührt. Danach werden die Eigelbe nacheinander eingearbeitet. Zu dieser Mischung kommen zunächst Kakao und Rotwein dazu, dann Mehl, Nüsse, Backpulver und Schokostreusel.
Das Eiweiß wird mit einer Prise Salz steif geschlagen und vorsichtig untergehoben. Der Kuchen sollte bei 175 °C im vorgeheizten Backofen etwa 40 Minuten gebacken werden. “Stäbchenprobe” nicht vergessen… Die Küchlein auf dem Foto sind mit einem Dessert-Ring ausgestochen und sitzen in einer Soße aus Pflaumenmus und Madeira oder Portwein.
Ihr könnt natürlich eurer Fantasie freien Lauf lassen und auch andere Variationen ausprobieren, etwa Amarena-Kirsche oder Himbeeren und Granatapfel…. nur schön blutrot sollte die Soße sein, wenn ihr einen Teufelskuchen à la Marie backt…. Inspiration: Das Rezept ist eine Adaption eines Rotweinkuchens. Der amerikanische Devils-Cake, an dem ich mich zuerst versuchte, hat leider teuflisch schlecht geschmeckt, deswegen auch kein Rezept dafür. Literatur: “Dracula, Das Leben des Fürsten Vlad Tepes” von Ralf-Peter-Märtin. Und noch ein Hinweis: wer mal ins Dracula-Land reisen möchte, kann bei mir Tipps aus erster Hand bekommen….
…da pfähle ich mir doch gleich ein Portion auf meine Gabel.. 🙂
… der Kuchen scheint deine Fantasie anzuregen…:-), danke für deine netten Kommentare.
Eine ganz neue Interpretation und Darreichung eines Klassikers, also der Kuchen, dazu die Wurzeln eines weiteren Klassikers… ich würde ihm wohl noch eine Prise Chili oder Zimt unterjubeln. Die Idee mit der Rotweinreduktion ist gut, mehr Aroma, weniger Alk….
Chili ist eine super Idee, probiere ich aus. Merci.
Ich habe eine vampirbesessene Freundin (hat vermutlich fast alles gelesen, was es in der Richtung gibt, und Dracula sowieso), der ich den Link zu dieser Seite gleich mal gemailt habe. Zufällig bäckt sie auch gern. 🙂
Das finde ich gut 🙂