Es gibt Rezepte, die schon beim Durchlesen mühelos den Sprung auf meine Liste “Unbedingt Ausprobieren” schaffen. Beim ersten Kochversuch trennt sich jedoch schnell die Spreu vom Weizen und ich weiß, ob das Gericht seinen Platz dort auch verdient. Die Ricotta-Gnocchi entwickelten sich schnell zum “Dauerbrenner” und andere Gnocchi, z. B. aus Kartoffeln, haben selten eine Chance … (außer “Wuzerl“). Das Rezept kann ich mittlerweile auswendig, ist ja auch keine Kunst, die Anzahl der Zutaten ist überschaubar und die Zubereitung einfach. Ihr könnt mit diesen Gnocchi Gäste glücklich machen ( … und Eindruck schinden), ohne vorher Stunden in der Küche verbringen zu müssen.
Zutaten für 2 Portionen als Hauptgericht oder 4 kleine Vorspeisen: 250 g Ricotta (wenn möglich Schafsricotta), 1 Eigelb, 70 g doppelgriffiges Mehl, 60 g fein geriebenen Parmesan, etwas Salz
Zubereitung: Alle Zutaten zu einer homogenen Masse verarbeiten, sie sollte schnittfest und glatt sein. Ich lasse den Teig dann etwa 1 Stunde abgedeckt ruhen, damit das Mehl quellen und die Flüssigkeit aufnehmen kann. Je nach Konsistenz des Ricotta muss der Mehlanteil angepasst werden (sehr feuchter Ricotta heißt höherer Mehlanteil). Aus dem Teig forme ich eine Rolle, schneide davon Stücke ab und walke mit der flachen Hand einmal darüber – fertig. Dann in Salzwasser sieden bis die Gnocchi an der Oberfläche schwimmen und noch etwa 10-15 Minuten ziehen lassen. Mit der Schaumkelle hebe ich sie aus dem Wasser, lege sie nebeneinander auf einen vorgewärmten großen Teller oder halte sie im Backofen warm.
Tipp: Wer unsicher ist, ob der Teig die richtige Konsistenz hat, siedet erst einen “Test-Gnocco”. Sollte der Teig zu weich sein, noch ein wenig Mehl dazu geben.
Ich esse sie am liebsten klassisch italienisch mit Salbei-Butter, geriebenem Parmesan und frischem Pfeffer. Buon Appetito!
Für besonders Interessierte: Mein “Loblied” auf Ricotta. Der Begriff “ricotta” bedeutet “doppelt gekocht” und weist auf die Herstellung hin: Molke, die als “Abfallprodukt” bei der Herstellung anderer Käsesorten entsteht, wird auf etwa 85°C erhitzt und mit Milchsäure oder Citronensäure versetzt. Das in der Molke enthaltene Albumin gerinnt durch diesen Prozess, bindet Milchfett, Mineralien und Vitamine, so dass die festen Bestandteile abgeschöpft werden können. Die Ricotta-Zubereitung ist nach 3-4 Stunden abgeschlossen. Konservierungsstoffe müssen nicht zugesetzt werden.
Die Konsistenz von Ricotta ist feinkörnig bis seidig, cremig. Im Vergleich zu Quark hat er nur eine leichte säuerliche Note, schmeckt eher milchig-süßlich. Ricotta-Sorten unterscheiden sich in Molkeart (Kuh- oder Schafsmolke), in Reife- und Härtegrad, Herkunft (z. B. der DOP-geschützte “Ricotta Romana”) und Zubereitung (gesalzen, gebacken, auch geräuchert). Handelsüblich ist der gesalzene Ricotta aus Kuhmilch (z. B. von Galbani) mit einem Fettgehalt von etwa 13% absolut. Er gehört neben Parmesan zur “italienischen Stammbesetzung” unseres Kühlschranks und ist vielfältig einsetzbar, z.B. als Füllung für diverse Pastagerichte oder als Quark-Alternative im Käsekuchen. Ich esse Ricotta auch gerne pur, zu warmen Brioche (Hefegebäck) und selbstgemachter Marmelade aus Wachau-Marillen.
Meine erste Inspiration für die Ricotta-Gnocchi bekam ich von www.deliciousdays.com, dem tollen Blog von Nicole Stich.
Liebe Maria
Molke fällt bei der Herstellung von Hartkäse (Emmentaler, Greyerzer, Parmesan, etc.) an. Das Eiweiss in der Milch (weniger als 3,5%!) besteht aus ca. 80% Kasein, das mit Lab gefällt wird. Die restlichen 20% sind fast ausschliesslich Albumin, das mit Lab nicht gefällt wird. Das Milchfett bleibt im gelben Käse, Molke ist sozusagen fettfrei. Durch eine neue Säuerung der Molke kann man auch diesen Eiweiss-Teil gewinnen. 20% von 3,5% ist, verglichen mit der Gesamtmilchmenge, noch 0,7%, für 700g Albumin braucht man also schon 100 Liter Frischmilch… – Galbani Ricotta dürfte aus Vollmilch hergestellt werden oder aber es wird der Molke erneut Sahne oder Milchfett in anderer Zusammensetzung zugesetzt. – Ich mache für meinen Haushalt Ricotta aus Vollmilch oder Teilentrahmter Milch (2.8% Fett), indem ich sie erhitze, mit Calzium-Lactat (Apotheke) vermische und die geschiedene Flüssigkeit durch ein feines Tuch leere. Die Ricotta wird sehr, sehr trocken, eignet sich so bestens für Raviolifüllungen. Die gelbliche, fast klare Flüssigkeit leere ich weg, da sie kaum noch Nährstoffe enthält.
Liebe Bea, vielen Dank für dein informatives Feedback- vielleicht probiere ich die Ricotta-Herstellung auch mal aus – ich mag Ricotta wirklich sehr gerne, in allen möglichen Varianten.
Liebe Grüße, Marie